Vor der Verkaufsfreigabe von Coronavirus-Selbsttests in Deutschland warnt der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL). Ihr Gebrauch durch medizinische Laien verstärke die ohnehin hohe Fehleranfälligkeit der Schnelltests. Schon der gewohnte Morgenkaffee könne das Ergebnis verfälschen. Gerade die heimischen vier Wände böten zudem aufgrund der Infektionsgefahren für andere Haushaltsangehörige keine geeignete Testumgebung.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) verweist der Vorsitzende des BDL Dr. Andreas Bobrowski auf die Herausforderung der korrekten Probengewinnung für die bereits etablierten Schnelltests. Richtig ausgeführt, löse der Nasenabstrich in der Regel tränende Augen aus und die Abstrichnahme im Rachen den Würgereiz. Dies wollten viele Testende weder sich selbst noch anderen Testpersonen zumuten. Weiterhin bestehe das Problem, dass die Ergebnisse der Schnelltests auch als Selbsttests etwa für Lehrer(innen) oder Erzieher(innen) nicht an die Gesundheitsämter gemeldet werden können. Bereits seit einigen Monaten erschwert der massive Einsatz von Antigen-Schnelltests in Deutschland das Monitoring des Infektionsgeschehens.
BDL warnt vor falschen Sicherheiten durch Schnelltests
Im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL warnt BDL-Vorstandsmitglied Matthias Orth in dieser Woche vor "falschen Sicherheiten" durch Schnelltests, die zur Vernachlässigung elementarer Vorsichtsmaßnahmen führen könnten. Er kritisiert die Listungspraxis der Tests durch das zuständige Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Basis von Herstellerangaben. Die Antigen-Schnelltests lieferten nur Momentaufnahmen für wenige Stunden und seien daher als Vorbereitung für den Wochenendurlaub ungeeignet.
Orth weist zudem darauf hin, dass schon die für den professionellen Einsatz zugelassenen Schnelltests nur bei symptomatischen bzw. hochansteckenden Personen gute Ergebnisse lieferten. Zu befürchten sei, dass Selbsttests gerade bei Personen ohne markante Symptome Coronavirus-Infektionen kaum erkennen könnten. Ein wichtiges Merkmal guter Selbsttests sei, dass sie kein Ergebnis anzeigten, wenn man sie nicht richtig einsetzt. Die derzeit diskutierten SARS-CoV-2-Selbsttests lieferten jedoch nach seiem Kenntnisstand auch bei unsachgemäßem Gebrauch ein - im Zweifelsfall falsches - Ergebnis.
Den Beitrag von FAZ-Redakteur Dr. Christian Geinitz können Sie hier nachlesen