Selbsttests boomen -- nicht erst seit der COVID-19-Pandemie. Ob als Blut-, Urin- oder Atemtest versprechen sie schnelle, unkomplizierte Antworten vor allem für gesundheitsbewusste Menschen. Am Beispiel von Bluttests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Vitamin-D- und Eisenmangel hat das Verbrauchermagazin "Markt" des NDR Fernsehen die Qualität verschiedener Angebote aus dem Internet untersucht. Das sind die zentralen Aussagen:
Selbsttests: Nicht der Test allein bestimmt den diagnostischen Wert
- Die im Selbsttest gemessene Reaktion des Immunsystems auf ein Lebensmittel sagt nichts über dessen individuelle Verträglichkeit aus. Ernährungsumstellungen als Reaktion auf ein nicht aussagekräftiges Testergebnis können aber zu einer ungesunderen, weil einseitigeren Ernährung führen.
- Für einen aussagekräftigen Labortest sind die Probengewinnung und Transportbedingungen von entscheidender Bedeutung. Für diese Kernelemente der sogenannten Präanalytik weisen Selbsttest-Anbieter im Unterschied zu medizinischen Einrichtungen die Verantwortung von sich ab und den Testnutzer:innen zu.
- Anbieter von Selbsttest verkaufen zur "Homecare-Diagnostik" oft auch die vermeintliche Problemlösung in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Der NDR-Beitrag beleuchtet das Beispiel eines hochdosierten Vitaminpräparates: Wer fettlösliche Vitamine dauerhaft überdosiert zu sich nimmt, um "den Speicher aufzufüllen", kann seine Niere massiv schädigen.
- Wenn nur ein Laborparameter bestimmt wird, begünstigt das gesundheitsgefährdende Fehleinschätzungen -- insbesondere durch medizinische Laien. Ist zum Beispiel der Ferritinwert deutlich erhöht, kann dies auf eine Erkrankung hinweisen, die nur in der Zusammenschau mehrerer Laborparameter detektierbar ist.
In dem NDR-Beitrag nimmt der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte Dr. Andreas Bobrowski die gezeigten Selbsttests unter die Lupe und vergleicht sie mit fachärztlichen labordiagnostischen Verfahren. Seine Erkenntnisse fasst der Lübecker Labormediziner so zusammen: "Es kann in etlichen Fällen zu völlig falschen Schlüssen kommen, zur Verschleppung von möglicherweise auch schweren Erkrankungen, mit einer möglichen Verschlechterung des Krankheitsbildes."
Das ernüchternde Fazit zu den vorgestellten Selbsttests zieht der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl: "Der zunehmende Trend zu Selbsttests birgt für mich ohne Einweisung und ohne Indikation mehr Risiken als Chancen."
Den Beitrag des Verbrauchermagazins "Markt" des NDR Fernsehen vom 21.02.2022 können Sie hier abrufen.