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"Um mit dem Coronavirus leben zu können, dürfen wir seine Entwicklung nicht ausblenden"

Das tägliche Editorial auf nature.com, dem Online-Portal des Wissenschaftsmagazins Nature, widmete sich am vergangenen Donnerstag dem Monitoring der COVID-19-Pandemie. In einem Appell an politisch Verantwortliche weltweit fordern die Autoren, in der systematischen Erfassung, Beurteilung und Veröffentlichung der Infektionsdaten nicht nachzulassen. Einleitend heißt es in dem Editorial: „To live with the coronavirus, we cannot be blind to its movements”.

 

In Deutschland wird die Datenerfassung in der COVID-19-Pandemie immer wieder mit konkreten Auswirkungen modifiziert – vier Beispiele:

  • Seit der Änderung der Coronavirus-Testverordnung vom 11.02.2022 wird die Mutationskontrolle im PCR-Verfahren nicht mehr vergütet. Mitten in der fünften Infektionswelle hat die Bundesregierung so die flächendeckende Differenzierung bekannter SARS-CoV-2-Infektionen nach bekannten Mutationstypen beendet.
  • Bereits im Dezember 2021 informierte der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), die Gesundheitsämter hätten in vielen Landkreisen und kreisfreien Städten die Kontaktnachverfolgung der Coronavirus-Infizierten eingestellt (u. a. das Handelsblatt berichtete).
  • Bis heute ist es nicht gelungen, gewerbliche Coronavirus-Testzentren flächendeckend an das Deutsche Meldesystem für den Infektionsschutz (DEMIS) anzuschließen. Ein entsprechendes Kriterium für die Abrechnung der Antigen-Schnelltests wurde entschärft -- trotz deren schrittweiser Aufwertung im Infektionsschutz.
  • In wenigen Tagen wird das RKI damit beginnen, die aus den Meldungen der Testzentren und medizinische Labore gewonnenen Infektionsdaten nicht mehr im Wochenabstand, sondern nur noch 14-tägig zu publizieren.

Die Wirkungen dieser Änderungen zeigen sich besonders deutlich, wenn das Gesundheitssystem in der Pandemie kurzfristig und ungeplant vor neue Herausforderungen gestellt wird. Die Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine ist eine solche Herausforderung.

 

Damit die Gesundheitsbehörden in dieser Situation bestmöglich agieren können, fordert der Berufsverband Deutscher Laborärzte, die Mutationskontrolle im PCR-Verfahren bundeseinheitlich wiedereinzuführen. So kann die Entwicklung der Delta-Variante, die derzeit (noch) in Deutschland als verdrängt gilt, nahezu tagesaktuell und regionalspezifisch überwacht werden.

Was der BDL darüber hinaus zur labormedizinischen Gesundheitsprävention für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen vorschlägt, lesen Sie hier.